Nach der Hommage an den Hermannslauf schreiben wir heute über unsere "TOP TEN DON'Ts" beim Hermannslauf - was also sollte ich vermeiden, um mich am großen Tag nicht auf direktem Weg in die "Hölle" (Anmerkung: Hermannslauf-Insider --> Schopketal!) zu begeben 😉
Zur Auflockerung gibt's ein paar druckfrische Bilder von der Originalstrecke und kürzlich gemachte Luftbilder - als Schmankerl auch ein 360° 4K Video: in etwas mehr als 6 Minuten vom Tönsberg zum Schopketal - wer das beim Wettkampf schafft...! 😉
Was sind eure persönlichen DON'Ts oder auch DOs? Nutzt die Kommentarfunktion am Ende der Seite. Hier geht's direkt zu den DON'ts
10. Den Hermann abschreiben, weil man bei der Anmeldung keine Karte ergattern konnte.
Die Anmeldung für den Hermann findet online statt. Termin: variierend, zwischen Anfang und Mitte Januar.
Erfahrungsgemäß sind die 7.000 Startplätze innerhalb weniger Stunden vergeben, sodass das Risiko, keine Karte zu erhalten auf jeden Fall gegeben ist.
Solltest du keine Karte erhalten: nicht den Kopf in den Sand stecken! Im Laufe der kommenden Wochen werden verletzungsbedingt oder aus anderen Gründen unzählige Läufer ihren Startplatz verkaufen wollen, sodass die Chancen sehr gut stehen, doch noch eine Karte zu ergattern.
09. (Übermäßige) Getränkevorräte mitschleppen
Richtig, der Hermann ist ein anspruchsvoller Lauf. Nicht nur aufgrund seiner zu bewältigenden Höhenmeter, vor allem auch aufgrund seines heterogenen Profils und seiner abwechselnden Bodenbeschaffenheit.
Aus Respekt vor der Strecke ist man geneigt, sich besonders gut wappnen zu wollen, und so werden Proviant und Getränke in Hülle und Fülle mitgeschleppt.
Im Normalfall ist das nicht nötig, es sei denn, dass hochsommerliche Temperaturen herrschen, was gar nicht so selten vorkommt. Aber selbst dann: Neben den offiziellen Verpflegungsstationen (s. Ausschreibung) gibt es regelmäßig inoffizielle Trinkmöglichkeiten (Sponsoren).
Daher unser Tipp: Wenn ihr nicht "Vieltrinker/Starkschwitzer", seid nehmt zwar ausreichend, aber nicht mehr als nötig mit.
Versucht in Testläufen herauszufinden, wie viel Flüssigkeit ihr unter verschiedenen Bedingungen braucht.
08. "Kurz vor knapp" die Startunterlagen abholen
Neben der abwechslungsreichen, wunderschönen Strecke sind beim Hermannslauf einige Dinge anders als wir dieses von vergleichbaren Veranstaltungen kennen.
Der Hermann ist kein Rundkurs - vielmehr führt er in Ost-West -Richtung vom Hermannsdenkmal zur Sparrenburg.
Heißt: Start und Ziel liegen 31,1 Kilometer auseinander, sodass wir irgendwie zum Start kommen müssen. Dafür gibt es Bustransfers von Bielefeld zum Hermannsdenkmal. Der erste Bus startet um 07:00 Uhr; die Fahrt dauert in etwa 60 Minuten.
Aus dieser Tatsache ergeben sich ein paar Überlegungen. 7.000 Läufer müssen mit Bussen vom Ziel zum Start transportiert werden. Dies erfordert zum einen eine logistische Meisterleistung, die die unzähligen Freiwilligen jedes Jahr bravourös meistern - dafür an dieser Stelle einen herzlichen Dank!
Zum anderen heißt dies: Es kann zu Verspätungen und Verzögerungen kommen. Wenngleich alles im Normalfall recht reibungslos abläuft, sollte man dennoch die eine oder andere Minute "on top" einplanen. Das Auto muss geparkt, ggfs. die Startunterlagen noch abgeholt werden - Einen Lauf unter Stress zu beginnen ist eher suboptimal, daher ruhig 5 Minuten früher da sein als sonst.
07. Mit voller Blase den Bus besteigen
Der zweite Unterpunkt betrifft ebenfalls die Busfahrt. 60 Minuten können lang werden - sehr lang!
Um Dehydration zu vermeiden nehmen wir alle richtigerweise vor dem Wettkampf größere Mengen Flüssigkeit zu uns. In Verbindung mit der Busfahrt 1,5 Stunden vor dem Wettkampf kann dies zum Problem werden. Wir haben schon erlebt, dass der Bus 1 km vor dem Hermannsdenkmal anhalten musste und eine der Verzweiflung nahe Läuferin im Gestrüpp verschwand.
Nachteil: Der Bus fuhr weiter und die arme Läuferin musste sich bereits vor dem Start die ersten 100 Höhenmeter zum Parkplatz Hermannsdenkmal hochschleppen.
Also: strategisch trinken!! 🙂
06. Falsche Kleidung am Wettkampftag
Zugegeben, dieser Punkt betrifft natürlich jeden Wettkampf. Dennoch, durch die Beschaffenheit des Hermannslaufes ergeben sich ein paar Besonderheiten.
Zunächst: Der Hermann findet zu einem Termin statt, an dem jede Art von Wetter vorherrschen kann. Nieselregen, dicker Nebel, Hagel, Schnee und Eis, Starkregen, stabiles Wetter, angenehme Temperaturen, gleißende Sonne, heißes Sommerwetter. Alles ist möglich und bereits erlebt.
Des Weiteren: Das Hermannsdenkmal befindet sich knapp 400 m über N.N. Das heißt auch: Hier ist es etwa 2° kälter als z.B. bei der Abfahrt in Bielefeld. Hinzukommt, dass es am Denkmal nicht selten windig ist. Kommt nun noch Regen oder gar Schnee hinzu, kann es empfindlich kalt werden.
Andererseits führt der Hermannsweg durch freiliegendes Gelände (Sennerandweg) und bei sommerlichen Temperaturen durch mit Hitze eingeflossene Senken - es lohnt also eine Woche vor dem Lauf immer mal wieder ein Blick in den Wetterbericht:
Aber keine Angst: Wer sich in den entsprechenden Foren oder Sozialen Medien aufhält wird, ob er will oder nicht, regelmäßig mit aktuellen Wetterinfos versorgt! 😉
05. Schuhwerk nicht korrekt geschnürt (#"Doppelknoten")
OK, das richtige Schuhwerk und die Verzurrtechnik ist ein Thema für sich und betrifft natürlich nicht ausschließlich den Hermann.
Aber auch diesbezüglich gilt, dass der Hermannslauf Nachlässigkeiten auf diesem Themenfeld härter bestraft, als andere Wettkämpfe. Warum?
Ganz einfach: Die ersten 3 Kilometer (aber auch im weiteren Verlauf der Wettkampfstrecke) geht es nahezu vollständig teils sehr steil (> 20% Gefälle) bergab. Ein sich lösender Schnürsenkel kann bestenfalls ärgerliche, schlimmstenfalls verheerende Folgen haben!
Wir haben vor und hinter uns schon Stürze erlebt, die einen sofortigen Abbruch des Laufes zur Folge hatten.
Muss ja nicht sein!
04. Alle Berge laufen
Kontrovers diskutiertes Thema!
Daher vorab: Wir raten ausdrücklich nicht dazu, die Berge nicht zu laufen! Das würde so pauschal gesagt auch keinen Sinn ergeben, sind die Leistungspotentiale und individuellen Ansprüche an uns selbst viel zu unterschiedlich.
Worauf wir hinaus möchten ist, dass es durchaus sinnvoll sein kann, sich das Höhenprofil und die einzelnen Berge einmal genauer anzusehen und zu überlegen bzw. im Training zu testen, wie schnell man die entsprechende Passage laufen oder (zügig) hochgehen kann. Je nach persönlichem Leistungsniveau ist man bergaufgehend nur minimal langsamer als bergauflaufend, verbraucht auf diesem Stück jedoch wesentlich mehr Körner. Und, auch das sei gesagt, es ist absolut keine Schande, vereinzelte Teilstücke zu gehen, ganz im Gegenteil, kann(!) es eine geeignete Rennstrategie darstellen.
Als wir erstmalig eine Zielzeit von unter 02:20 Stunden anpeilten waren wir überrascht, wie viele Läufer ähnlicher Leistungsklasse kurze Teilabschnitte der Anstiege tatsächlich hochgingen.
Nochmal: Dies ist ausdrücklich keine Empfehlung, alle Berge hochzugehen. Bei unserem ersten Hermann hatten wir uns "verboten" auch nur einen einzigen Meter zu gehen - wenn man den Hermann dann ein paar Mal bezwungen hat, wird man ruhiger, was diese Thematik angeht! 🙂
03. Ohne Marschplan an den Start gehen
Im Gegensatz zum "normalen" Marathon ist die Streckenführung und -beschaffenheit sowie der Untergrund stark heterogen. Insofern fällt es schwerer, in einen gleichmäßigen "Run" zu kommen. Steigungen und Gefälle wechseln stetig ab, sodass ständige Last- und Pulswechsel notwendig sind.
Es erfordert etwas Erfahrung und Streckenkenntnis sowie eine gehörige Portion Selbstdisziplin während des Laufes beständig in sich hineinzuhorchen und zu überprüfen, ob man innerhalb seines Limits oder darüberhinaus läuft.
In diesem Zusammenhang kann es sinnvoll sein, inbesondere bei dem ersten Hermann (mehr oder weniger) streng nach zuvor definierten Richtzeiten zu laufen. Hierzu kann man sich das Profil ansehen und auf Basis seiner Trainingswerte einfach mal überlegen, mit welcher Pace die einzelnen Kilometer im Wettkampf gelaufen werden könnten - Excel ist unser Freund!
Wir haben zu jedem Wettkampf eine solche Richtzeitentabelle und nutzen sie insbesondere bis Kilometer 13 - vor allem um uns zu zügeln, nicht zu früh "alles auf laut" zu stellen, um dann im Schopketal elendig zu verrecken! 🙂
Letztlich ist die Rennstrategie immer individuell festzulegen: Was bei dem einen gut funktioniert, hilft dem anderen überhaupt nicht.
02. Trainingsrückstand innerhalb der letzten Wochen aufholen wollen
Nun gut, dieser Punkt ist nun wahrlich nicht hermannslaufspezifisch und wird lediglich der Vollständigkeit halber genannt.
Bitte, bitte macht bei Trainingsrückstand nicht diesen Fehler. Nicht nur, dass ein deutlich erhöhtes Trainingspensum in den letzten drei Wochen nicht zum gewünschten Trainingseffekt führen wird, sondern darüber hinaus stellt es die solide Basis für eine kurzfristige Nicht-Teilnahme aufgrund einer Verletzung dar.
Ehrgeiz ist gut und wichtig - aber bitte maßvoll. In den Foren und diversen Büchern gibt es viele gute Tipps und Trainingspläne. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diese zu studieren und einen individuellen Trainingsplan zu erstellen. Der ist nicht nur nützlich, die Erstellung macht auch eine Menge Spaß!
01. Die ersten drei Kilometer "Zeit rausholen" - never, never, ever!!
Wer gut trainiert hat, unverletzt an den Start geht, mental fit ist, sich die Strecke etwas detaillierter angesehen hat, der wird am Wettkampftag ein wunderbares und erhabenes Gefühl erleben.
Viele 1000 Zuschauer stehen an der Sparrenburg Spalier, klatschen, rufen, feuern an. Der Geist ist müde, die Oberschenkel schmerzen, die Waden machen dicht. Und dennoch, auf der Promenade, den Zieleinlauf vor Augen, wissen wir, dass wir es schaffen werden.
Die Monate der Entbehrungen und Zweifel zu scheitern, werden dann der Vergangenheit angehören.
Auch noch Wochen nach dem Lauf werden wir uns erwischen, wie wir tagträumend und grinsend an "unseren" Hermann zurückdenken - voller Stolz und Wärme im Herzen... wenn, ja wenn wir diese Regel befolgen!!
Wenn ihr nicht gerade eine Zielzeit von unter 2:15 Stunden o.ä. anvisiert, geht den Start bitte mit Augenmaß an! Ihr müsst jetzt die ersten drei Kilometer nicht spazierengehen, aber überlegt euch eine Pace die eurem Leistungsniveau entspricht - und dann lauft diese Pace! 10 Sekunden langsamer? Geschenkt, 5 Sekunden schneller, noch ok - mehr als 10 Sekunden schneller pro Kilometer: Es wird gefährlich!
Warum machen wir hier so einen "Aufriss"? Fragt besser nicht...!
Habt ihr schon einmal Momente heftiger Einsamkeit gespürt? Wer nicht...? Nun, erinnert euch an den Moment und verdoppelt imaginär dieses Gefühl - nun könnt ihr euch ansatzweise vorstellen, wie ihr euch bei Kilometer 10 fühlen werdet, wenn ihr feststellen müsst, dass ihr beim "Pace-Making" auf den ersten Kilometern bereits 50% eurer Reserven verbraucht habt.
Ihr werdet die kommenden 5 Kilometer schaffen; bis zum Tönsberg quält ihr euch. Die 700 Meter mit teils 20% Steigung verlangen euch alles ab. Inzwischen habt ihr 80-90% eures Speichers verbraucht. Und euch wird klar: Der Hermann beginnt erst jetzt. Bis hier seid ihr deutlich mehr bergab als bergauf gelaufen. All die heftigen Sachen stehen euch auf den letzten 15 Kilometern noch bevor: Schopketal, Wandweg, die Treppen, die Kamelhöcker, der Anstieg nach der Osningstraße, die Steigung nach der Habichtshöhe... Der Hermann hat euch besiegt - physisch und psychisch!
Seid versichert: Geht ihr die ersten 3-5 Kilometer zu schnell an, in denen ihr maximal 2 Minuten rausholen könnt, werdet ihr spätestens die letzten 11 Kilometer ab Schopketal mit Tränen in den Augen wandern (oder schlimmer...) - und im besten Fall mindestens eine halbe Stunde verlieren - im schlechtesten Fall deutlich mehr.
Schöner Bericht. Da hat sich jemand richtig Mühe gemacht 😊.
Danke für diesen unterhaltsamen Bericht. Ich werde den Hermann zum ersten Mal laufen und vor allem die Dont’s beherzigen. 🙂
Danke euch beiden.
Es hat sehr viel Spaß gemacht, den Bericht zu verfassen. Man denkt an die eigenen Fehler, die man immer und immer wieder, jedes Jahr auf’s Neue, macht, aber auch an die schönen, einzigartigen Momente dieses wundervollen Laufs.
Der Hermann erfordert zwar viel und zielgerichtetes Training, ist aber m.E. mit einer der schönsten Läufe Deutschlands – die Kombination aus Zusammenhalt, einzigartiger Landschaft, Streckenführung und Beschaffenheit sind einmalig.
Ach, ich gerate schon wieder ins Schwärmen.
Ich hole mal die Laufschuhe hervor! 🙂
Wir sehen uns.
Vielen Dank für diesen schönen Bericht. Ich freue mich wenn ich 2017 zum 10.Male dort an den Start gehen kann.
Hallo Lothar,
wir wünschen dir viel Erfolg und vor allem Spaß!!
LG
Finde ich gut *Daumen rauf*
Was für ein toller Bericht.
Vorm ersten Hermannslauf sind die Dont’s sehr, sehr hilfreich.
Freue mich schon sehr auf diesen Lauf und natürlich weitere Berichte von euch.
LG
Hallo Merle,
vielen Dank für deinen netten Kommentar.
Wir wünschen dir einen erfolgreichen Hermann und vor allem sehr, sehr viel Spaß!!
Gerne lernen wir dich auch bei unserem Trainingslager kennen, das alle notwendigen Insights und Läufe in toller Gemeinschaft bereithält:
https://exklusiv-erleben.de/hermannslauf-trainingslager-2017/